Anlässlich der Mutternacht mahnt die Katholische Frauenbewegung, die geburtsbedingte Mortalität nicht aus dem gesellschaftlichen Dialog und der Gesundheitspolitik zu verdrängen.
Am Vorabend des jährlichen Muttertags wird mit der Mutternacht an das Sterben von Müttern im Zuge oder in Folge ihrer Niederkunft erinnert. Insbesondere Frauen im globalen Süden sind nach wie vor durch unzureichende medizinische Versorgung einem erhöhten Risiko während der Schwangerschaft und der Geburt ausgesetzt. Laut Malteser International stirbt statistisch betrachtet weltweit alle zwei Minuten eine Frau bedingt durch das Zurweltbringen eines Kindes.
Neben der Gewährleistung einer fachkundigen Betreuung und einer sicheren Notfallversorgung braucht es aber ebenso Maßnahmen zur Wissensvermittlung über die Vorgänge einer Geburt. Im Hinblick auf eine allgemeine gynäkologische Bildung, die es nicht nur Frauen, sondern auch Männern zu vermitteln gilt, haben selbst europäische Länder großen Nachholbedarf. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Thema des Kinderkriegens weiterhin mit zahlreichen Tabus behaftet ist. In diesem Sinne warnt die Katholische Frauenbewegung vor einer unreflektierten Glorifizierung des Mutterwerdens. „Wenn die Gesellschaft ausblendet“, so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl, „dass eine Geburt in manchen Fällen auch in den Tod einer Mutter und/oder eines Säuglings mündet, grenzt sie all jene Mitmenschen aus, die hierzulande zwar in der Minderheit, aber von einem lebenslang belastenden Schicksal betroffen sind.“
Auch den seienden Müttern wird eine Kultur, die den Vorgang der Geburt einseitig beschönigt und das Bild von Mutterschaft auf eine ausgeruhte Frau mit lächelndem Kind an der Hand reduziert, nicht gerecht. Es verklärt die Belastungen und Leistungen von Frauen und verkennt darüber hinaus, dass der Begriff Mutterschaft viele Variationen beinhaltet.
So möchte die kfb im Zuge der Mutternacht auch an jene Mütter erinnern, deren Kinder als sogenannte Sternenkinder nicht oder kaum Fuß auf die Erde gesetzt haben. Diese Frauen sind und bleiben ebenso Mütter, erhalten gesellschaftlich jedoch nur wenig Raum als solche wahrgenommen und gehört zu werden. „Auch Frauen, die nicht selbst geboren haben“, so die stellvertretende kfbö-Vorsitzende Lydia Lieskonig, „darunter Pflegemütter, Patchwork-Mütter und schließlich geistliche Mütter, übernehmen wertvolle Aufgaben von Mutterschaft und verdienen es mitgedacht zu werden.“ Nicht zuletzt gibt es Frauen, deren Wunsch nach Schwangerschaft nicht erfüllt wird und die neben der damit verbundenen persönlichen Belastung zusätzlich mit Tabus und stereotypen Frauen- und Mutterbildern umgehen müssen.
Die kfb fordert im Gedenken an Müttersterblichkeit, an das Sterben von Ungeborenen, von Säuglingen und alle betroffenen Angehörigen und Familien, dass über die vielfältigen Facetten von Geburt mehr und offener gesprochen wird. Dieser Dialog muss in den Schulen beginnen und alle Geschlechter involvieren, „denn Geburt“, so Ritter-Grepl, „ist niemals nur eine Angelegenheit von Frauen, sondern von Familien und Gesellschaften.“ Kinder sind Teil eines Miteinanders, das fachliches Wissen voraussetzt, für das die staatliche Unterrichtspolitik ebenso Verantwortung trägt wie jede und jeder Einzelne von uns in der Auseinandersetzung mit den biologischen und sozialen Vorgängen rund um das Thema Geburt und neues Leben.