Bischofskonferenz: Frauenfrage zentraler Aspekt im synodalen Prozess - kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl zuversichtlich, dass Frauen gehört werden

Eine zuversichtliche Zwischenbilanz der aktuellen synodalen Beratungen der österreichischen Bischöfe mit den Vertreterinnen und Vertretern aus allen Diözesen hat die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, in einem Interview mit kathpress am 21. Juni gezogen. Ritter-Grepl sprach von offenen und aufrichtigen Gesprächen, bei denen die Frauenfrage einer der ganz wesentlichen Aspekte sei. Von 20. - 21. Juni beraten in Mariazell Bischöfe und Delegierte der Diözesen sowie katholischer Organisationen über einen Textentwurf, in dem die bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses aus den Diözesen bereits gebündelt wurden. Daraus soll eine finale nationale Synthese entstehen, die dann nach Rom weitergeleitet wird.
"Das Wichtigste ist, dass wir Frauen und Männer der Kirche in Österreich, die nicht in der Kirchenhierarchie vertreten sind, einen Ort bekommen haben, wo wir wirklich gehört werden, wo wir unsere Anliegen vorbringen können und wo mit uns gesprochen wird", so die kfbö-Vorsitzende im Interview. Unabhängig vom Ausgang der Weltbischofssynode im kommenden Herbst 2023 sei der begonnene Prozess damit schon ein Erfolg.
Freilich: "Alle Signale, die ich bekomme, sprechen dafür, dass wir gehört werden", so Ritter-Grepl. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den jüngsten Besuch einer österreichischen Frauendelegation im Vatikan, bei denen die Frauen ihre Anliegen im persönlichen Gespräch mit Papst Franziskus und weiteren hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern vorbringen konnten. Ritter-Grepl: "Dass das Thema 'Frauen und Weihe" ein wichtiges Thema ist und angegangen werden muss, steht außer Frage, und ich verlasse mich darauf, dass das wirklich passiert." Die andere Frage sei freilich, "wie schnell dann Änderungen kommen."
Ein zentrales Anliegen für Ritter-Grepl im Synodalen Prozess besteht diesbezüglich auch im rechten Verhältnis zwischen globaler Kirche und Ortskirche. Die beiden Ebenen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ein Wandel sei nur möglich, "wenn die unterschiedlichen Ebenen in der Kirche wirklich miteinander kommunizieren und miteinander arbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen".
Die Anliegen der Katholischen Frauenbewegung seien nicht neu, neu sei aber, die Anliegen gut unterzubringen. Die kfb habe derzeit auch eine Postkarten-Aktion laufen, nach dem Motto "Schreibt Papst Franziskus". Ritter-Grepl: "Das läuft sehr gut an."
Zur Frage, wie sehr die Frauen den Synodalen Prozess mittragen, meinte die KFB-Vorsitzende, dass die ältere Generation schon müde sei, weil sie so lange darum gekämpft habe, dass ihre Anliegen gehört werden. Bei dieser Generation gebe es naturgemäß auch Skepsis. Von der jungen Generation komme aber sehr viel Schwung.
Seitens der Katholischen Frauenbewegung hat neben Angelika Ritter-Grepl auch die Tiroler kfb-Leiterin Magdalena Pittracher an dem Treffen in Mariazell teilgenommen.
Quelle: kathpress
Ebenfalls im Interview mit kathpress am 21.6.2022: Der Vorsitzende der Katholischen Aktion Österreichs, Ferdinand Kaineder - Bericht der kathpress:
Kaineder: Ortskirchen haben jetzt schon großen Handlungsspielraum
KAÖ-Präsident zieht positive Zwischenbilanz der Beratungen der Bischofskonferenz zum Synodalen Prozess
Die gegenseitige Wertschätzung und das aufeinander Hören und Teilen auch von unterschiedlichen Standpunkten hat der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, im Blick auf den Synodalen Prozess positiv hervorgehoben. Kaineder nimmt an den Beratungen der Bischöfe mit Vertreter:innen aus den Diözesen und katholischen Organisationen in Mariazell teil. Im Kathpress-Interview zog er am 21. Juni eine positive Zwischenbilanz. Ein wesentlicher Aspekt der Beratungen müsse auch darin liegen, "dass wir überlegen, was können wir hier in Österreich schon von dem tun, was ansteht".
Die Bischöfe hätten gemäß dem Kirchenrecht auch jetzt schon viele Möglichkeiten, Männer und Frauen zu pastoralen Diensten zu ermächtigen und ihnen Leitungsfunktionen zu überantworten. Für Kaineder sei dies auch eine Art eines "wirklich barrierefrei gestalteten Zugangs zur Kirche". Ein synodaler Prozess nach kirchlichem Vorbild, mit einem Austausch auf Augenhöhe, würde auch der Gesellschaft als ganzer guttun, zeigte sich Kaineder zudem überzeugt.
Die Katholische Aktion habe sich mit Engagement in den Synodalen Prozess eingebracht, erinnerte der KA-Präsident weiter im Kathpress-Interview. Ökologie, Arbeit, soziale Fairness, Gendergerechtigkeit und Partizipation seien einige Themen, die die KA dabei eingebracht habe.
Die KA versuche zudem, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, "die mit Kirche wenig am Hut haben oder sogar höchst kritisch sind". Diese Fremdsicht biete eine unglaubliche Chance, "sich selber wieder zu vergewissern, was das Wesentliche am Vollzug von Kirche als sozialem Lebewesen ist", zeigte sich Kaineder überzeugt.
Ein zweiter Fokus der KA liege auf dem Format des "prototypischen Erzählens". Der Synodale Prozess sei ja bei weitem nichts gänzlich Neues, finde sich etwa auch in vielen Ordensregeln. Und auch für die Katholische Aktion gehöre partizipatives und kooperatives Arbeiten zu ihrem Wesen. "Hier möchten wir besonders darauf schauen, wo dies auch schon gut gelingt, wo wir aber auch noch mehr voneinander lernen können."
Quelle: kathpress