Synodaler Prozess im Burgenland – 500 Unterschriften für eine geschlechtergerechte Kirche
Rund 500 Unterschriften für eine geschlechtergerechte Kirche hat die burgenländische Fraueninitiative „Eine Stimme geben“ am 19. April in Eisenstadt an die Diözesanleitung übergeben. Seit Oktober vergangenen Jahres waren Mitglieder der u.a. von der kfb Eisenstadt sowie der Katholischen Frauenbewegung Österreichs unterstützten Initiative durch die Diözese gepilgert, um die beiden Bücher der deutschen Dominikanerin Philippa Rath („Weil Gott es so will“ und „Frauen ins Amt!“) und damit das Anliegen einer geschlechtergerechten Gestaltung von Kirche unters Volk zu bringen. „Wir geben allen bislang nicht lebbaren Berufungsgeschichten von Frauen in der katholischen Kirche unsere Stimme“, so die Initiatorinnen, zu denen Barbara Mayer-Schulz zählt. Aus ihren Händen nahm am Dienstag nach Ostern Richard Geier, Leiter der Pastoralen Dienste der Diözese Eisenstadt, Generalassistent der KA und Verantwortlicher für den synodalen Prozess in der Diözese, die auf dem 400 km langen Weg gesammelten Unterschriften gemeinsam mit zahlreichen Fotos und den Büchern von Philippa Rath entgegen.
Die kathpress hat im Vorfeld der Übergabe, am 7.4.2022, über die Initiative berichtet:
Synodaler Prozess im Burgenland: Wandern mit Frauenanliegen
Aufeinander zu hören und mutige Visionen mitzuteilen, sind laut Papst Franziskus Grundsätze des von ihm für die ganze Weltkirche ausgerufenen Synodalen Prozesses - und eine Fraueninitiative setzt dies in der Diözese Eisenstadt auf eine besondere Weise um: Seit einigen Wochen ziehen Gruppen von Katholikinnen auf zwei Routen wandernd durch das Burgenland, die "verborgenen Frauengeschichten in der Kirche eine Stimme geben" wollen und das Anliegen von mehr Geschlechtergerechtigkeit auch am mitgetragenen Rucksack sichtbar machen. Im Gepäck haben sie das Buch "Weil Gott es so will", in dem die deutsche Ordensfrau Sr. Philippa Rath Berufungsgeschichten von Frauen bündelte, und eine mittlerweile üppig befüllte Unterschriftenliste von Sympathisierenden.
Wie eine der Initiatorinnen, Barbara Mayer-Schulz, im Interview mit Kathpress mitteilte, wurden von den etwa 440 Personen, die Etappen für "Eine Stimme geben" bestritten, mittlerweile ca. 360 Kilometer zurückgelegt. Am jeweiligen Zielort stellen die wandernden Frauen in Pfarren, Gottesdiensten, Büchereien o.a. Kontexten das Rath-Buch und inzwischen auch dessen Folgeband "Frauen ins Amt!", mit sich solidarisierenden Männern der Kirche vor. "Es hat sich gezeigt, dass viele Frauen und Männer, auch Priester, bereit sind, die mutige Vision einer katholischen Kirche zu unterstützen, in der die Frauen gleichberechtigt sind", freute sich Mayer-Schulz.
Übergabe auch im Bischofshof
Am 19. April sollen auch die Vertreter der diözesanen Kirchenleitung in Eisenstadt Gelegenheit dazu bekommen: Eine Wandergruppe aus dem Seewinkel und die bereits ab Oktober von St. Martin/Raab ausgegangene Gruppe wollen sich am Dienstag nach Ostern in der burgenländischen Hauptstadt treffen und um 14 Uhr am Hauptplatz die "erpilgerte Unterschriftenliste" entrollen. Danach wollen sie gemeinsam zum Bischofshof ziehen, wo sie vom Verantwortlichen für den diözesanen synodalen Prozess, Richard Geier, empfangen werden, wie Mayer-Schulz ankündigte.
Mit der Übergabe der beiden Bücher von Sr. Philippa Rath, die weit über Deutschland hinaus für Aufsehen sorgten, wollen die Initiatorinnen bei der Diözesanleitung für die damit verbundenen Anliegen werben. Bischof Ägidius Zsifkovics habe zugesichert, die Voten für Frauenmitverantwortung an die Kommission der Bischofskonferenz weiterzugeben, die die Themen des Synodalen Prozesses in Österreich wiederum an das Synodensekretariat nach Rom weiterreicht.
Kfbö und Sr. Rath unterstützen Projekt
Unterstützt wird die Initiative, die unter "Eine Stimme geben" auch in den sozialen Medien präsent ist, von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, die sich immer wieder für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche stark macht. Aber auch die deutsche Benediktinerin und Buch-Herausgeberin Philippa Rath äußerte sich erfreut über die burgenländische Initiative und "bestärkt und unterstützt sie mit ihrem Gebet", wie es hieß. Warum die beiden Rath-Bücher als Diskussionsanstoß gewählt wurden, begründete Barbara Mayer-Schulz so: "Die vielstimmigen Zeugnisse darin aus der Mitte der Kirche sind ein leidenschaftlicher Appell, die vielfältigen Charismen und Begabungen der Frauen endlich kirchlich anzuerkennen."
Sie und ihre Mitstreiterinnen hätten sich bereits auf diözesaner Ebene in den Synodalen Prozess eingebracht, berichtete Mayer-Schulz; ihre Impulse waren eine der bisherigen Rückmeldungen, die unter dem Titel "Synodalität. Partizipation. Gemeinschaft." jüngst zusammengefasst und im Martinsdom in einer vorsynodalen Versammlung vorgestellt wurden. Bischof Zsifkovics hatte dabei erklärt, seine Diözese werde den Befragungsprozess noch weiter ausdehnen und sich insbesondere um Rückmeldungen von "Menschen und Bereichen, die bisher kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden" bemühen, woraufhin es dann eine "Synthese" geben soll.