"Fall Tina": Integre Migrationsdebatte vonnöten

Katholische Frauenbewegung Österreichs will „Mutter-Bashing“ nicht akzeptieren
[Wien, 1.2.20121, PA] Die Katholische Frauenbewegung Österreichs verurteilt nicht nur die Abschiebung von in Österreich geborenen, voll integrierten Kindern, wie sie kürzlich im Fall der 12-jährigen Tina aus Wien vollzogen worden ist. Sie verurteilt auch die vielfach unreflektierte Debatte um die Zusammenhänge von Migration. „Im Fall von Tina erleben wir die Stigmatisierung einer Mutter, die auf der Suche nach der Sicherung ihrer ökonomischen Grundlage aus Georgien in den Westen Europas gezogen ist“, so die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Angelika Ritter-Grepl: „Es wird da mit zweierlei Maß gemessen: geht es darum, den ökonomischen Standard in Österreich zu sichern oder zu verbessern, erlaubt das Gesetz die Arbeitsmigration. Wo aber bleibt die Frage nach Recht und Gerechtigkeit angesichts der vielfach ausgebeuteten 24-Stunden-Kräfte in der Pflege? Angesichts der Mütter, die ihre Kinder in den Ländern Osteuropas immer wieder über Monate zurücklassen und dafür auch noch das Kindergeld gekürzt bekommen?“ Eine faire Debatte, so Ritter-Grepl, verlange einen Blick über den Tellerrand hinaus auf die großen Zusammenhänge von Migration und die Bewertungskriterien bei diesbezüglichen gesetzlichen Regelungen. Unabhängig davon müsse in jedem Fall, wie es der von Tina zeige, das Prinzip des Kindeswohls vorrangig geltend gemacht werden.
Interview von Elena Smirnova/Radio Orange/subject woman mit Angelika Ritter-Grepl zum "Fall Tina"
8.2.2021, 19 Uhr, zum Nachhören auf dem podcast von "Radio Orange" https://anchor.fm/subjectwoman/episodes/26-Fall-Tina--hier-geboren--nach-12-Jahren-abgeschoben-eq3v75
Ankündigung des Beitrags auf HP von Radio Orange am 8.2.2021:
Fall Tina – hier geboren, nach 12 Jahren abgeschoben
In der heutigen Ausgabe sprechen wir über die kaum vorstellbare Abschiebung eines zwölfjährigen Mädchens aus Wien. Sie wurde gemeinsam mit ihrer fünfjährigen Schwester und ihrer Mutter in der Nacht auf 28 Jänner dieses Jahres mit einem Abschiebeflug aus Wien nach Georgien überstellt.
Das Mädchen heißt Tina, sie ist in Österreich geboren, ging auch hier zur Schule. Nur zwei ihrer zwölf Lebensjahre verbrachte sie mit ihrer Mutter in Georgien. Die Abschiebung eines hier geborenen und aufgewachsenen Mädchens, die trotz der zahlreichen Proteste der Mitschüler:innen stattgefunden hat, schlägt in Österreich hohe Wellen. Jedoch ist diese Abschiebung kein Einzelfall, sondern deckt nur einen Systemfehler auf.
Im dieser Ausgabe spreche ich mit Lukas Gahleitner-Gertz, Sprecher der Asylkoordination Österreich, über die rechtlichen Grundlagen für Kinderabschiebungen, die Notwendigkeit eines neuen Bleiberechtes sowie der Regularisierung von lange hier lebenden Personen beziehungsweise der Einbürgerung hier geborener Kinder.
Auch die katholische Frauenbewegung Österreichs verurteilte die stattgefundene Abschiebung ebenso wie die Stigmatisierung einer Mutter, die auf der Suche nach Sicherung ihrer ökonomischen Grundlage aus Georgien in den Westen Europas gezogen ist. Die Vorsitzenden der katholischen Frauenbewegung Österreichs, Angelika Ritter-Greplerzählt uns über die Notwendigkeit einer integren Migrationspolitik und über die Situation von Frauen wie Tinas Mutter.
Und Magdalena Stern, Vertreterin von SOS-Mitmensch, erzählt über die neue Kampagne „hier geboren“, mit der die Förderung nach Einbürgerung von Personen, die als Kindern ins Land gekommen oder in Österreich geborenen sind, laut gemacht wird.