Hand in Hand für Menschenwürde und Demokratie
Frauen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen für aktive Mitgestaltung von Welt und Gesellschaft auf der Grundlage geteilter Werte und Haltungen
[Wien, 14.12.2020, PA] Vor dem Hintergrund gewaltiger Herausforderungen wie Terror, Gewalt, Flucht und Migration sowie damit einhergehender Verwerfungen im Verständnis von Politik und Demokratie sind am 14. Dezember Vertreterinnen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen in Österreich auf dem Wiener Heldenplatz „Hand in Hand für Menschenwürde und Demokratie“ aufgetreten.
Die von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs initiierte interreligiöse wie interkulturelle Aktion versteht sich u.a. als Antwort auf die gesellschaftliche Verunsicherung in Österreich und mangelnde Differenzierung im öffentlichen Diskurs über die Ereignisse des Terroranschlags am zweiten November diesen Jahres in Wien. Die Verwendung des Begriffes „politischer Islam“, den es zu verurteilen gelte, sei irreführend: „Wogegen es aufzutreten gilt, ist ein falsch verstandener und ausgelegter Islam im Sinne eines Islamismus“, so Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs: „Es gilt zu unterscheiden zwischen einem Machtinteressen unterworfenen, fundamentalistischen Religions- und Glaubensverständnis einerseits und einem legitimen politischen Engagement gläubiger Menschen, MuslimInnen wie Angehöriger anderer Religionen, im Sinne von aktiver Teilhabe an der Gestaltung von Welt und Gesellschaft andererseits.“
Politisch sein: Gemeinsam Welt gestalten
Der Einsatz für Menschenwürde, für Frieden, Gerechtigkeit und die Wahrung demokratischer Grundprinzipien, für Toleranz, Partizipation und Gemeinwohl sei nicht nur legitim, vielmehr Anspruch und Aufgabe gläubiger Menschen und darüber hinaus aller Menschen „guten Willens“, unabhängig von der je eigenen Weltanschauung. Tätig zu sein auf der Grundlage dieser Werte und Haltungen, sich zu beteiligen an der Ausgestaltung des Miteinanders in Gemeinde, Staat wie auch einer globalen Gesellschaft dürfe als politisches Agieren im besten Sinne, als Beitrag zu einer lebendigen Demokratie verstanden und anerkannt werden.
Demokratie leben, Menschenwürde sichern
Mit ihrer Aktion am Heldenplatz setzen die Frauen selbst ein Zeichen für gelebte Demokratie, für Miteinander statt Gegeneinander, Dialog statt Spaltung, die Bündelung von Kräften im Sinne des Wohles aller. Ihr besonderer Appell gilt angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Flüchtlingsfrage in Europa den PolitikerInnen in Österreich und anderen europäischen Ländern, Macht- und Wirtschaftsinteressen hintanzustellen und menschenwürdig zu handeln, d.h. das Flüchtlingselend, wie es derzeit etwa auf der griechischen Insel Lesbos herrsche, raschest zu beenden und Menschen aufzunehmen. EU-Plänen zu einer Reform der bisherigen Asylpolitik, die das Asylrecht und Menschenrechte von Schutzsuchenden einschränken könnte, erteilen die Frauen eine Absage. Solidarität und Verantwortung ausgehend von einem global verstandenen „Wir“ müsse oberste Priorität eingeräumt werden.
Getragen ist die Aktion „Hand in Hand für Menschenwürde und Demokratie“ von der Muslimin Amani Abuzahra, Philosophin und Dozentin für interkulturelle Pädagogik an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien, den Christinnen Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, und Barbara Heyse-Schaefer, evangelische Pfarrerin, der Jüdin Susanne Scholl, ehemalige ORF-Journalistin und Aktivistin diverser zivilgesellschaftlicher Initiativen wie „Omas gegen Rechts“ bzw. für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen, der Buddhistin Claudia Martini und der Hindu Ushma Nagar.
Interreligiöse und interkulturelle Aktionen von Frauen hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs bereits in den Jahren 2015 und 2018 initiiert. 2015 reagierte sie damit unter dem Motto „Hand in Hand gegen Hass und Gewalt“ auf eine Demonstration des rechten Bündnisses „PEGIDA“ in Wien, 2018 unter dem Motto „Hand in Hand gegen rechts“ auf sich verstärkende rechtspopulistische Tendenzen in Politik und Gesellschaft.