16 Tage gegen Gewalt 2024
Die Katholische Frauenbewegung veranstaltet auch dieses Jahr wieder mehrere Aktionen, um das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen vom 25. November bis 10. Dezember öffentlich zu diskutieren. Der Zeitraum zwischen dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und dem Internationalen Tag der Menschenrechte beleuchtet den soziokulturellen Missstand vielfacher Verletzungen der Menschenwürde, für die es dringlich und kontinuierlich Aufklärung braucht.
„Gewalt gegen Frauen ist ein dramatisches Symptom der hierarchischen Differenz zwischen Frauen und Männern, die unsere Gesellschaft immer noch prägt“, so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl. „Wenn wir nicht beharrlich darüber diskutieren, wie wir diese riesige soziale Baustelle in den Griff bekommen und entsprechende Maßnahmen auch in der feministischen Buben- und Männerarbeit endlich flächendeckend umsetzen, nehmen wir Gewaltverbrechen an Frauen weiterhin in Kauf.“
Mit ihrer Ausrichtung von und Beteiligung an zahlreichen Protestmärschen im ganzen Land während des Zeitraums der 16 Tage gegen Gewalt arbeitet die kfb an der gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung zu diesem herausfordernden Thema, darunter in Villach am 27. November und in Klagenfurt am 28. November. Auch in Bruck an der Mur findet am 3. Dezember ab 16 Uhr ein „Walk of Shame“ statt mit einem anschließenden Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche unter dem Motto „Verwurzelt in Gott. Gestärkt für mich und andere“. Im Rahmen politischer Abendgebete, etwa zum Auftakt des Aktionszeitraums am 24. November um 19.30 Uhr in der Spitalskirche Innsbruck, macht die kfb auf das sensible Thema misogyner Gewalt mit der Möglichkeit zu spiritueller Stärkung aufmerksam. In der Diözese Oberösterreich ist die kfb am 25. November gemeinsam mit der Frauenkommission und der Männerbewegung an mehreren öffentlichen Sensibilisierungsmaßnahmen in der Stadt Linz beteiligt und setzt sich für anschauliche Aufklärungsarbeit ein, wie sie um 17 Uhr bei einer Vernissage im Bildungs- und Begegnungszentrum Haus der Frau miterlebt werden kann. Darüber hinaus sorgt die erneut flächendeckende Beteiligung regionaler kfb-Gruppen an der UN-Kampagne „Orange the World“ dafür, dass Kirchenbeleuchtungen eine orange Einfärbung erhalten und dadurch das Thema Gewalt öffentliche Wahrnehmung erfährt.
Nicht nur mahnen, sondern vor allem dem Unsagbaren eine Stimme verleihen, möchte ein Ausstellungsprojekt in Spittal an der Drau, für das die kfb Kärnten eine Kooperation mit dem Soroptimist International Club Spittal Millstaettersee und dem Verein Oberkärntner Frauenhaus eingegangen ist. Das Zusammenwirken von mehreren Fraueninitiativen erhöht die notwendige Sichtbarmachung des Gewaltthemas und hilft durch Vernetzung schneller zu handeln. Die ehrenamtliche kfb-Vorsitzende der Diözese Gurk-Klagenfurt, Ulrike Schwager, die zugleich Künstlerin ist, stellt für das kollektive Projekt einige ihrer Werke zur Verfügung. Schwager hatte bereits während der Corona-Pandemie eine Serie von sieben Skulpturen zum Thema Gewalterfahrung von Frauen geschaffen. Diese Skulpturen werden nun 2024 anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt jeweils einzeln in einem von sieben leerstehenden Geschäftslokalen Spittals gezeigt: Materialien aus Zement, Eisen und Stein illustrieren die Schwere und Robustheit des Gewaltthemas, während intensive Orangefarben, Goldakzente und eine Öffnung zum Herzen hin sowohl Schmerz als auch Kraftpotential veranschaulichen. „Wichtig ist mir“, so Ulrike Schwager über ihr Werk und Anliegen, „dass man Einblick in etwas nimmt, was in der Regel verschlossen bleibt. Und dass jede und jeder an dieser Auseinandersetzung teilhaben kann, egal ob aus einer Position der Gewaltbetroffenheit oder der Gewaltausübung. Das ist nicht angenehm, aber es bewegt etwas und diese Bewegung brauchen wir, damit wir gesellschaftlich vorankommen und als Menschen zueinander finden.“ Schwagers Skulpturen tragen Gravuren mit Versen von Heidi Wassermann-Dullnig aus dem Buch „Frauenseele. Gedanken auf geraden und krummen Zeilen“, eine poetische Auseinandersetzung mit Gefühlen, die dem Rationalen entsagen. Im gesamten Zeitraum vom 25. November bis 10. Dezember können sich interessierte Passant*innen im Zentrum Spittals auf Spurensuche nach den Schaufenstern mit den Skulpturen begeben.
Auch im Rahmen ihrer Entwicklungszusammenarbeit bearbeitet die kfb das Thema Gewalt. So werden mithilfe der Spender*innen der Aktion Familienfasttag weltweit Projekte etwa zur psychosozialen Betreuung von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen finanziert oder Bildungsprogramme zur Stärkung von Frauen und Mädchen in ihrer Entwicklung und Selbstbestimmung im Kampf gegen geschlechtsbasierte Gewalt. Gerade in der Gewaltprävention werden die Kurse und Trainings inzwischen stets inklusiv mit Buben und Männern durchgeführt. Denn eine nachhaltige gendergerechte Gesellschaft muss alle Bedürfnisse hörbar machen und die Stimmen aller Geschlechter in den öffentlichen Dialog mitaufnehmen.
In den 16 Tagen gegen Gewalt möchte die kfb auch einen großen Dank aussprechen. Danke jenen Menschen, die gesellschaftlich Verantwortung übernehmen, Hinhören, Zuhören, Mitreden und Mitmachen, um gegen Gewalt vorzugehen und die dort, wo Gewalt sich ereignet hat, für andere Menschen da sind!