Gleichstellungspolitik passiert in Brüssel und braucht Beteiligung aus Österreich.
Das Europäische Parlament ist in der österreichischen Alltagswahrnehmung noch nicht angekommen. Gerade im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit passiert auf EU-Ebene jedoch sehr viel, was auf unseren Alltag in den einzelnen EU-Ländern und auch auf österreichische Regierungspolitik einwirkt. Die Katholische Frauenbewegung verweist daher auf die Relevanz der Europapolitik auch und insbesondere für den Alltag als Frau.
Denn Brüssel bearbeitet für den Zeitraum 2020-2025 eine Gender Equality Strategy, die von jedem Mitgliedsland eine Verbesserung der Gleichstellung von Frauen und Männern einfordert. Diese Forderungen betreffen ein gleichwertiges Lohnverhältnis ebenso wie Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, außerdem Gewaltschutz, Anerkennung von Care-Arbeit und die spezifische Berücksichtigung der Situation von Frauen im Kontext von Umwelt- und Klimaschutz. „Brüssel zeigt auf“, so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl, „dass Gleichstellungspolitik kein Unterkapitel von Gesellschaftspolitik ist, sondern ihre Überschrift. Wir müssen diese Politik auch aus Österreich und bei uns selbst unterstützen.“
Österreich liegt gemessen am Gleichstellungsindex 2023 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen beim europäischen Durchschnitt, der sich bei 70 Punkten von 100 erreichbaren als bestmögliches Gleichgewicht zwischen Frauen und Männern befindet. Dieser Durchschnittswert einer Gleichstellung der Geschlechter setzt sich aus diversen Bereichen wie Beruf, Gesundheit, Finanzkraft oder Bildung zusammen. Dass Österreich noch viel vor sich hat, zeigt der Abstand zum Erstplatzierten Schweden, wo Gleichstellung einen Wert von 82 Prozent aufweist.
Damit am Thema der Gender Equality weitergearbeitet wird, braucht es eine angemessene Repräsentanz von Frauen im europäischen Parlament. Seit den ersten Direktwahlen 1979 steigt der Frauenanteil kontinuierlich und ist von dereinst 15,9 Prozent auf 39,8 im Februar 2024 angewachsen. In Österreich können am Sonntag, den 9. Juni 2024, dem Tag der Europawahl, insgesamt 20 österreichische Abgeordnete für das EU-Parlament gewählt werden. Gegenwärtig arbeiten 19 Vertreter*innen Österreichs in Brüssel, darunter sieben Frauen.
Die Beteiligung an der EU-Wahl ermöglicht jeder Wählerin und jedem Wähler ab 16 Jahren sich für eine faire Gesellschaftspolitik einzusetzen. Die Katholische Frauenbewegung unterstützt dabei die von der KABÖ erarbeitete Wahlorientierung auf Basis der christlichen Soziallehre. Die Initiative der Katholischen Arbeitnehmer*innen ermutigt zur Wahlteilnahme mit Zuversicht und Vernunft und regt mit ihrem ethischen Kompass zum Mitdenken und Mitwirken an einem christlichen Miteinander an.